Jahresgabe

Untitled

Inashvili, Mariam

Mariam Inashvilis Malereien deuten einen strukturellen Zusammenbruch an. Ihre Begrenzungen haben versagt, sie sind in eine transformierte Collage von An- und Abwesenheiten innerhalb eines leeren Raumes zusammengefallen. Nicht der Rand des Papiers ist die Grenze, sondern die Linien, die sich auf diesem abzeichnen. Sie stellen ein verwandeltes Ereignis dar.

Formen treten von links nach rechts als körperliche Erweiterungen hervor und zeichnen die dünnen Linien einer Oberfläche nach. Sie implizieren, dass Wahlmöglichkeiten häufig auf Dualitäten heruntergebrochen werden. Der Bildraum ist voller Wiederholungen, und doch gleicht keine Aussage der anderen. Träge und wohldurchdacht treiben die Sätze über das Papier, im Versuch, durch dieses hindurchzusehen. Von dort oben erscheint die Struktur der gepressten Fasern verschwommen, nicht länger als gebleichte Blätter dekonstruierten Holzes, sondern als Mittel zum Zweck.

Der Blick des Buchstabens verengt sich und liest nur, was er braucht. Die Buchstaben folgen den Linien des Papiers, solange sie können, bis die leitende Struktur zerfällt. In diesem verbeulten Zustand vermögen die konkaven Wörter nicht länger wiederzugeben, was sie sollen. Ein verkümmertes Wort liegt flach da, sucht die Papiermembran ab, die es vom Draußen trennt. Da ist nichts. Markierungen zeugen von minutiöser Beobachtung, in der Potenziale schlummern.

Inashvilis Arbeit ist ein Heilmittel gegen kollektive Trägheit, gegen Untätigkeit. Partikel, Masern, Staub sind Ereignisse. Muster zeichnen sich, zu naiven Sätzen verwoben, um das Fundament herum ab. Die gestelzte Sprache. Buchstaben werden einer nach dem anderen ausgetauscht, Wörter redundant. Die eingedellten Linien legen das Unvermögen der Wörter offen: wie schlecht sie im Angesicht der Dominanz ausgestattet sind, wie sie andeuten und doch scheitern. Oder was mit der Idee geschehen ist, die Gegenwart zu gestalten, mit der Annahme der Zugehörigkeit von Dingen. Aus einer Überfülle logischer Anstrengungen entsteht Abstraktion. Eine Weigerung, das Bild oder Wort in jenem Raum zu erobern, den sie besetzen.

– Aske Hyldborg Jensen (übersetzt aus dem Englischen)